X: Hallo zusammen, wir sind X und Y von Gegenstrom Hamburg.
Y: Moin! Das zentrale Glaubensbekenntnis der herrschenden Politik sowie großer Teile des gesellschaftlichen Mainstreams lautet: „WACHSTUM, WACHSTUM, WACHSTUM – WACHSTUM!“
X: Dieses Mantra soll bedeuten, dass auf einem begrenzten Planeten die Produktion quasi unbegrenzt immerzu weiter wachsen muss, damit aus sehr viel Kapital immer noch mehr Kapital wird. Das Prinzip der Raupe Nimmersatt. Und auf diese Weise soll dann angeblich alles gut werden.
Y: Die Realität sieht leider drastisch überhaupt nicht gut aus. Um nur drei der ärgsten Probleme zu nennen: erstens – umfassende fortschreitende ökologische Zerstörungen; zweitens – extreme, sich immer weiter zuspitzende soziale Ungleichheit, im globalen Maßstab wie in den Einzelländern und auch hierzulande; drittens – globale Rechtsverschiebung zugunsten der autoritären Rechten.
X: Tun wir nicht so, als hätten die ganzen verschiedenen Krisen nichts miteinander zu tun und würden nur rein zufällig zur selben Zeit auftreten. Nein, die aggressive Vermehrung des Kapitals liegt sowohl den ökologischen wie auch den sozialen Verheerungen zugrunde. Und in neoliberal verschärft unsicheren Verhältnissen eskaliert das kapitalistische Konkurrenzdenken zu ungehemmter Menschenverachtung. Diese geht einher mit hetzerischen Sündenbock-Kampagnen und mörderischer Abschottung der reichen Weltregionen gegenüber Geflüchteten. Zugleich wird die neokoloniale Ausbeutung ihrer Herkunftsländer fortgesetzt.
Y: Keines der großen Einzelprobleme lässt sich für sich alleine im Kapitalismus lösen, auch nicht das Klimadesaster. Kapitalismus bedeutet: Profite haben Vorrang, alles andere – Menschen, reale Lebensqualität, das Leben anderer Spezies, die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen, Zukunft – ist nachrangig.
Auch ein „grün“ gefärbter Kapitalismus setzt auf fortwährendes Wirtschaftswachstum. Die versprochene durchschlagende Reduzierung des Ressourcenverbrauch funktioniert jedoch nicht. Denn die durch Effizienz zunächst eingesparten Ressourcen und Gelder werden in kapitalistischer Manier sogleich wieder in zusätzliche Ausweitung von Produktion und Konsum gesteckt.
X: Über nennenswert größere Mengen an Kapital verfügt nur eine kleine Minderheit. Die große Mehrheit von uns ist in den herrschenden Zuständen darauf angewiesen, die eigene Arbeitskraft zu verkaufen, sei es durch unterschiedlich bezahlte Lohnarbeit oder durch mehr oder weniger prekäre Selbständigkeit.
Entscheidende Macht konzentriert sich dagegen in wenigen Hundert weltweit agierenden Konzernen und Finanzagenturen, die in vielerlei Hinsicht sogar mächtiger als die meisten nationalen Regierungen geworden sind. Sie spielen ganze Länder gegeneinander aus, drohen ihre Standorte und Investitionen zu verlagern oder wirken darauf hin, die Kreditwürdigkeit eines Landes auf den internationalen Finanzmärkten herab zu stufen.
Y: Die übergroße Zahl der regierenden Politiker*innen hat die Interessen des Kapitals im voraus eilenden Gehorsam tief verinnerlicht – beispielhaft Angela Merkel mit ihrer Rede von der sogenannten „marktkonformen“ Demokratie oder Winfried Kretschmanns innige Beziehung zur Daimler Benz AG.
Nichtsdestotrotz können Regierungen und Konzerne von sozialen Bewegungen unter einigen Druck gesetzt werden, wenn diese auf radikale Veränderungen zielen und zugleich breit, vielfältig, ausdauernd sind. Dabei geht es in der jetzigen Situation nicht nur darum, mehr oder weniger graduelle Zugeständnisse zu erkämpfen. Notwendig für die Erhaltung des Lebensraums Erde ist vielmehr nichts weniger als ein grundlegender Wandel des gesellschaftlichen Betriebssystems.
X: Wir brauchen eine Produktions- und Lebensweise, die nicht mehr zulasten anderer geht. Weder zulasten zum Beispiel der Menschen im globalen Süden, die auf vielfache Weise ausgebeutet wenn nicht ausgeraubt werden, nicht zuletzt vom globalen Norden. Noch zulasten der Menschen, die sich auch hierzulande im Niedriglohnsektor ihre Gesundheit kaputt schuften, um irgendwie über die Runden zu kommen. Und auch nicht zulasten der jüngeren und kommenden Generationen, die mit den massiven ökologischen Zerstörungen konfrontiert sind bzw. sein werden.
Y: Forderungen nach Gerechtigkeit sind vor allem dann überzeugend, wenn sie unteilbar für alle und nicht nur für exklusive Gruppen erhoben werden. Die auf verschiedene Weise von Ungerechtigkeit, Ausbeutung und Unterdrückung betroffenen Menschen dürfen sich nicht gegeneinander ausspielen lassen, sonst haben sie keine Chance gegen die Herrschenden. Wenn Menschen jedoch für einander einstehen, dann entsteht etwas wirklich Schönes: Solidarität.
X: Mit dem Wandel des gesellschaftlichen Betriebssystem könnten wir nicht nur unsere Lebensgrundlagen gemeinsam erhalten, stückweise wiederherstellen und unsere Mitwelt liebevoll gestalten. Mit einem strukturell auf Solidarität und Mitgefühl statt auf Konkurrenz, Ungleichheit, Hierarchie und Gleichgültigkeit orientierten Zusammenleben könnten wir gemeinsam auch einem tatsächlich glücklichen Leben für uns alle sehr, sehr, sehr viel näher kommen.
Y: Und das auch trotz der durch die jetzt zu führenden Kämpfe hoffentlich noch einigermaßen begrenzbaren ökologischen Belastungen. Diese werden wir als Nachkommen der wahnsinnigen kapitalistischen Gegenwart gemeinsam zu tragen haben.
Solidarisch könnten wir auch das miteinander hinbekommen.