Kein weiteres Kohlekraftwerk! Nicht in Stade oder anderswo!
DOW Chemical plant derzeit ca. 30km westlich von Hamburg den Bau eines privaten Industriekohlekraftwerks, welches den Energiebedarf des Chemiekonzerns am Standort Stade überwiegend aus der Verbrennung von Steinkohle decken soll. Das Kraftwerk würde zukünftig pro Jahr ca. 5,6 Millionen Tonnen CO2 emittieren. Das ist mehr als der gesamte Hamburger Verkehr! DOW erhofft sich höhere Gewinne durch die Energieversorgung aus Steinkohle und wird dabei von der niedersächsischen Landesregierung unterstützt (Mehr Infos). Konzern und Landesregierung nehmen damit die massiven sozialen und ökologischen Folgen billigend in Kauf, die mit dem Kohleabbau und der -verbrennung einhergehen. Das wollen wir verhindern!
Kohle: rundum zerstörerisch!
Kohleverbrennung ist die klimaschädlichste Energiequelle, Alternativen sind längst umsetzbar. Bereits der Abbau von Steinkohle führt in den Herkunftsländern zu sozialen und ökologischen Konflikten wie Landraub und Vertreibungen von Kleinbäuer*Innen, Atemwegserkrankung der lokalen Bevölkerung und der Zerstörung ganzer Ökosysteme. Bei der Kohleverbrennung fallen Feinstaub, Schwermetalle und Stickoxide an und rufen regional erhebliche Gesundheitsschäden hervor (dadurch z.B. in der EU pro Jahr ca. 18.000 vorzeitige Todesfälle). Vor allem aber stoßen Kohlekraftwerke allein in Deutschland jährlich 352 Mio. Tonnen CO2 aus. Die Energieproduktion aus Kohle trägt maßgeblich dazu bei, dass bereits heute Milliarden Menschen den Folgen des Klimawandels ausgesetzt sind, wie z.B. dem Anstieg des Meeresspiegels, längeren Dürren, heftigeren Stürmen, Überflutungen und Erdrutschen. Besonders im Globalen Süden werden immer mehr Menschen z.B. von Wassermangel, Ernteausfall und dem Verlust ihrer Lebensgrundlagen bedroht. Die Folge sind häufig humanitäre Krisen, die Menschen zur Flucht zwingen. Profitinteressen von Konzernen, die maßgeblich zum Klimawandel und der weltweiten Umweltzerstörung beitragen, dürfen nicht über den Grundbedürfnissen von Menschen stehen!
Klimawandel Made in Germany
2013 haben bereits fast 8.900 Menschen Einwände gegen den geplanten Bau in Stade eingereicht, doch selbst Klagen von NGOs und einer Anwohnerin mit Verweis auf die negativen Folgen für das Klima und die Gesundheit der Anwohner*innen wurden abgewiesen (Mehr Infos). Deutschland und zahlreiche andere Nationen haben sich 2015 mit dem Pariser Abkommen dafür ausgesprochen, die Erderwärmung unter 1.5° bzw. 2°C einzudämmen, um die unumkehrbaren Folgen des Klimawandels zu begrenzen. Nach aktuellem Forschungsstand bleiben dafür wenige Monate bzw. Jahre (Mehr Infos). Dennoch folgte auf das Pariser Abkommen kein bindendes Gesetz in Deutschland, weshalb der Klimaschutz bei dem geplanten Kraftwerksbau in Stade laut zuständigem Oberverwaltungsgericht keine Rolle spielt. Die CO2-Emissionen in Deutschland steigen weiter an und die Verstromung von Kohle wird ohne Rücksicht auf die Folgen von Politik und Konzernen weiterhin verteidigt.
Konzernverbrechern endlich das Handwerk legen!
DOW Chemical ist seit der Fusion mit DuPont 2017 der größte Chemiekonzern und gilt gemessen an ausgestoßenen Gift und Schadstoffen als größter Umweltverschmutzer der Welt. In der Vergangenheit ist der Konzern mehrfach durch die Mitverursachung von Massenmord und Katastrophen aufgefallen. DOW produzierte das chemische Entlaubungsmittel “Agent Orange” (Mehr Infos), das in mehreren Kriegen eingesetzt wurde und über 400.000 Menschen getötet oder verstümmelt hat. Noch heute leiden über eine Millionen Menschen in Südostasien an dessen Spätfolgen, wie Fehlbildung bei Kindern und Krebserkrankungen. Eine Tochterfirma von DOW ist für das “Bhopalunglück” (Mehr Infos), den folgenreichsten Industrieunfall der Geschichte verantwortlich. Dabei starben 1984 ca. 20.000 Menschen und bis zu 600.000 weitere trugen schwere chronische Schäden davon. Bis heute weigert sich DOW, Verantwortung für die Verbrechen an Mensch und Natur zu übernehmen und die Betroffenen angemessen zu entschädigen.
In Stade macht sich DOW mit Sponsoring und „sozialem Engagement“ beliebt und ist ein wichtiger Arbeitgeber. Das sollte jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass sie keine Skrupel haben, die regionale Wirtschaftslage auszunutzen um dort ein Kraftwerk zu bauen, das letztlich allen schadet, außer DOW. Der Chemiekonzern und die Mehrheit des Stader Stadtrats geben sich größte Mühe das dreckige Geschäft mit der Kohle und die damit einhergehende Klimazerstörung mithilfe eines grünen Anstrichs zu verbergen. Sie sprechen deshalb offiziell von einem „Integrierten Industriekraftwerk“, welches aus einem Brennstoffmix aus Kohle, Gas, Biomasse und Wasserstoff betrieben werden soll. Der Steinkohle-Anteil soll hierbei allerdings bei rund 80% liegen.
Für einen sofortigen Kohleausstieg!
Allein in Hamburg ist die Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern 2016 um 20 Prozent angestiegen. 94 Prozent des Stroms in Hamburg stammen noch heute aus nicht nachwachsenden Rohstoffen wie Kohle und Erdöl (Mehr Infos). Angesichts der beschriebenen Lage ist die einzig zu verantwortende Maßnahme der sofortige Kohleausstieg! Zumal in einem Land mit in der Summe sehr großem, wenn auch extrem ungleich verteiltem Reichtum wie Deutschland, dessen seit mittlerweile Jahrhunderten angehäufte Ausstoß von Treibhausgasen gigantische Ausmaße hat. Die Kosten des Kohleausstiegs sind von denen zu tragen, die in der Vergangenheit weit vor allen anderen von den Zerstörungen profitiert haben und lange genug über den Verhältnissen anderer gelebt haben: die fossilen Konzerne und die Superreichen. Es darf nicht sein, dass Profitinteressen und Eigentumsansprüche von Konzernen und Superreichen über Grundbedürfnissen und Zukunft der Menschheit stehen! Vollkommen skrupellos und menschenverachtend ist es, in dieser Situation wie in Stade geplant ein zusätzliches Kohlekraftwerk bauen und über viele Jahrzehnte betreiben zu wollen !
Fakten schaffen Kraftwerksbau verhindern!
In Sachen Skrupellosigkeit und Menschenverachtung hat DowChemical so einiges aufzuweisen. Zur Geschichte und Gegenwart solcher „Global Player“ gehört immer aber auch der Widerstand, den Menschen gegen sie geleistet haben und leisten, insbesondere soziale Bewegungen im in der Summe unvergleichlich stärker betroffenen Globalen Süden. Tragen wir gemeinsam zu diesem Widerstand bei! Verhindern wir den Kraftwerksneubau in Stade, kämpfen wir für den sofortigen Kohleausstieg und insgesamt für die Überwindung der von Herrschaft und Zerstörung geprägten Verhältnisse!
Auch wenn der Bau frühestens in einem Jahr beginnen soll, müssen wir heute schon DOW Chemical und der Politik zeigen, dass sie mit Widerstand rechnen müssen wenn sie ihre zerstörerischen Pläne weiterverfolgen. Der Bau eines weiteren Kohlekraftwerks in Deutschland wäre eine klimapolitische Katastrophe mit globalen Folgen für Mensch, Tier und Natur. Um dem Klimawandel angemessen entgegenzutreten, muss die Kohle im Boden bleiben. Es dürfen keine neuen Kohlekraftwerke gebaut werden und alle bestehenden müssen sofort abgeschaltet werden.
Kürzere Version als Flyer zum Download: hier
Weitere Infos:
- 8.9. – Demo in Stade gegen das geplante Kohlekraftwerk
- StadeGegenKohle
- WikiStade
- Online-Aktion – Robin Wood
- „Kein neues Kohlekraftwerk in Stade“ – Robin Wood